Wo Liebe das Elend überwindet
Pater Gerhard Lagleder berichtet über seine Arbeit im Zululand
Luhe. (rgl). Am vergangenen Dienstag war Pater Gerhard Lagleder im Pfarrheim St. Martin zu Gast, um den vielen interessierten Besuchern über seine Arbeit im südafrikanischen Zululand zu berichten. Pfarrer Arnold Pirner freute sich, seinen Studienfreund in der Seelsorgemeinschaft begrüßen zu dürfen, die seine Projekte regelmäßig durch Spenden unterstützt.
Pater Gerhard gehört den Missionsbenediktinern von St. Ottilien an und wurde 1987 als Missionar nach Südafrika ausgesandt. Er wirkte in mehreren Pfarreien, bis er 1991 als Pfarrer nach Mandeni kam, einem Ort in der Provinz KwaZulu-Natal, rund 100 km nördlich von Durban. Dort sah er schnell die große Not der vielen armen Menschen, die in Hütten aus Pappe, Wellblech und Plastikplanen ihr Dasein fristen, keine Arbeit finden und kaum wissen, wovon sie ihre Kinder ernähren sollen. Pater Gerhard Lagleder, seit seiner Jugend ein begeisterter Malteser, konnte diesem Elend nicht tatenlos zuschauen. So gründete er zusammen mit einigen engagierten Christen in seiner Pfarrei Mandeni im Jahr 1992 die „Brotherhood of Blessed Gerard“ als Hilfsorganisation des Malteserordens in Südafrika. Diese Gemeinschaft entwickelte sich schnell von einem kleinen Verein von Gläubigen zu der heute größten Hilfsorganisation der katholischen Kirche in Südafrika mit 85 haupt- und ca. 1300 ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Mandeni gilt als Aidshochburg der Welt; etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind HIV-positiv.
Da die Zulu an die Macht böser Geister glauben, werden die Kranken zu Hause nicht ordentlich gepflegt, sondern oft ihrem eigenen Schicksal überlassen. Deshalb baute Pater Gerhard mit seiner Organisation das „Blessed Gerard Care Centre“ auf, das ein umfassendes und ganzheitliches System der Fürsorge anbietet. Unter seinem Dach befindet sich mit 40 Betten das größte stationäre und ambulante Hospiz Südafrikas. Dort werden schwerkranke Menschen aufgenommen, liebevoll gepflegt, schmerztherapeutisch behandelt und beim Sterben begleitet.
Seit 2003 betreibt die Organisation unter Leitung von Pater Gerhard ein Aids-Therapieprogramm (HAART), mit dem das HIV-Virus an der Vermehrung gehindert wird. Die Ansteckungsgefahr sinkt und vielen Patienten geht es dadurch nach einer gewissen Zeit so gut, dass sie wieder nach Hause kommen und ein ganz normales Leben führen können. Sie werden jedoch von Pater Gerhards Mitarbeitern regelmäßig besucht, um die sachgerechte Medikamenteneinnahme, die ein Leben lang erfolgen muss, zu überwachen und die Menschen auch seelisch zu betreuen.
Unter dem Dach des Care-Centre befindet sich auch ein Kinderheim, in dem derzeit 61 Kinder und Jugendliche Liebe und Geborgenheit erfahren, und eine Klinik für mangelernährte Kleinkinder. Die Organisation unterstützt die Kinder durch einen Stipendienfond und ermöglicht ihnen so eine Ausbildung oder ein Studium.
In einem Kindergarten und einer Vorschule werden die Kleinsten in Mandeni auf die Schule vorbereitet, denn Bildung ist der Schlüssel für eine gute Zukunft.
Besonders bedürftige Menschen werden durch einen Hilfsfond unterstützt und mit dem Lebensnotwendigen versorgt, wenn sie in besondere Notlagen geraten.
Die Organisation leistet außerdem Erste Hilfe, Notfalldienste und Katastrophenschutz.
Ziel aller Hilfe, so Pater Gerhard, sei es, die Hilfsbedürftigen zu befähigen, sich selbst und anderen zu helfen. Seine Organisation leistet Dienst an den Notleidenden ohne Ansehen ihrer Person, ihres Glaubens, ihrer Hautfarbe oder ihrer politischen Anschauungen. Alle Hilfen werden unentgeltlich geleistet und kommen den ärmsten der Armen im Zululand zugute. Die Hilfsprojekte werden allein durch großzügige Zuwendungen, vor allem von Spendern aus Deutschland und Österreich, finanziert.
In diesem Jahr konnte die „Brotherhood of Blessed Gerard“ ihr 25jähriges Bestehen feiern. In dieser Zeit wurden 1500 Aidspatienten behandelt und über 2000 armen und verzweifelten Menschen durch den Hilfsfond ein neuer Anfang ermöglicht. 3300 Patienten wurden im Hospiz aufgenommen, 4800 schwerkranke Menschen von ambulanten Pflegeteams betreut, 2600 Patienten zu Hause im Sterben begleitet.
Da die meisten Menschen im Zululand keine Krankenversicherung haben und sich gute medizinische Hilfe nicht leisten können, werden alle Hilfen vollkommen unentgeltlich gegeben. Daher bittet Pater Gerhard, der mit Recht stolz ist auf seine Organisation und seine Mitarbeiter, immer wieder um Unterstützung durch Spenden.
In der Seelsorgegemeinschaft Luhe-Neudorf-Oberwildenau verhallt sein Hilferuf nicht ungehört. So helfen zum Beispiel der Pfarrgemeinderat in Luhe und Oberwildenau durch den Erlös des Fastenessens, der Frauenbund beider Gemeinden durch regelmäßige Spenden aus verschiedenen Aktionen und viele Gläubige durch private Spenden während des ganzen Jahres.
Nach der eindrucksvollen Präsentation, die unter dem Motto „Wo Liebe das Elend überwindet“ stand, spendeten die Besucher gerne für die zukünftige Arbeit von Pater Gerhard. Der rührige Missionar durfte sich außerdem über je 300,-- € vom KDFB Luhe und KDFB Oberwildenau freuen, die Maria Lehnert und Erika Messer überreichten. Pfarrer Arnold Pirner dankte für das rege Interesse an der Veranstaltung und wünschte seinem Freund Pater Gerhard weiterhin Gottes Segen, Gesundheit und viel Kraft in seinem Dienst an den ärmsten der Armen.